TOROS SARIAN
թ§Չ-ժԷSchande ist ein revolutionթԹ)res Empfindenթ§Չ-ժ (Karl Marx)
Im Vorfeld des in Baku ausgetragenen թ§Չ-ժԷEurovision Song Contestթ§Չ-ժ richtete sich das Interesse der Medien auf die VerhթԹ)ltnisse in der Republik Aserbaidschan, einem Land, թԹԶber das wenig bekannt war. Die Berichte von Menschenrechtsorganisationen թԹԶber die dort herrschenden undemokratischen VerhթԹ)ltnisse, die UnterdrթԹԶckung von Oppositionellen und die EinschrթԹ)nkung der Pressefreiheit fanden nie besondere Beachtung. Die Regierung des aserbaidschanischen PrթԹ)sidenten Ilham Aliyew will sich als sթԹ)kularer, moderner, westlich orientierter Staat prթԹ)sentieren. In den vergangen Jahren hat sie viel Geld fթԹԶr LobbyaktivitթԹ)ten und Imagekampagnen ausgegeben. Nicht ohne Erfolg: Die Regierung in Baku hat in Deutschland inzwischen Freunde in unterschiedlichen politischen Lagern.
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Aserbaidschan: Ein Besitztum der Aliyews?
Aserbaidschan ist einer der postsowjetischen Staaten, die թԹԶber թՉl- und GasvorrթԹ)te verfթԹԶgen. So wie in Russland, Kasachstan oder Turkmenistan bilden die Einnahmen daraus die materielle Grundlage der neuen Elite. Die politische Macht befindet sich oft in den HթԹ)nden derselben Personen, die bereits in der Sowjetzeit eine FթԹԶhrungsposition in der KP hatten.
Haydar Aliyew, der Vater des heutigen PrթԹ)sidenten Ilham Aliyew, gehթԹԳrte vor dem Zerfall der Sowjetunion der FթԹԶhrung der KPdSU an. Sein Aufstieg begann 1944 beim KGB in der Sowjetrepublik Aserbaidschan. 1964 wurde er stellvertretender Chef des KGB. Drei Jahre spթԹ)ter թԹԶbernahm er schlieթժԴlich die Leitung des KGB Sowjetaserbaidschans. AnschlieթժԴend wurde er zum 1. SekretթԹ)r der dortigen KP ernannt. Eine wichtige BefթԹԳrderung, die er Breschnew verdankte. Haydar Aliyews Aufstieg im Partei- und Staatsapparat erreichte seinen HթԹԳhepunkt, als er Mitglied des PolitbթԹԶros der KPdSU und stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats der Sowjetunion wurde. Mit der Perestroika begann seine Entmachtung. Ihm wurde vorgeworfen, in Sowjetaserbaidschan ein System von Korruption und Vetternwirtschaft errichtet zu haben. Er musste 1987 von seinen Posten im Ministerrat und im PolitbթԹԶro zurթԹԶcktreten.
Aliyews Ende schien damit besiegelt, aber mit dem Zerfall der Sowjetunion թԹ)nderte sich die Lage. Im SթԹԶdkaukasus eskalierte die Lage um das Autonome Gebiet Berg-Karabach, dessen թԹԶberwiegend armenische BevթԹԳlkerung sein Selbstbestimmungsrecht einforderte. Der aserbaidschanischen Regierung gelang es nicht, den Widerstand in Berg-Karabach niederzuschlagen. WթԹ)hrend die ganze Aufmerksamkeit auf den dortigen Konflikt gerichtet war, bereitete Aliyew unbemerkt seine RթԹԶckkehr an die Macht in Baku vor.
թԹ Aus der Sowjetrepublik war im Oktober 1991 die Republik Aserbaidschan hervorgegangen. Aliyew hatte unter den ehemaligen Mitarbeitern des KGB und FunktionթԹ)ren der KP ihm treu ergebe Gefolgsleute. WթԹ)hrend der Konflikt um Berg-Karabach seinen HթԹԳhepunkt erreichte, wurde Aliyew 1993 mit 98% der Stimmen zum PrթԹ)sidenten Aserbaidschans gewթԹ)hlt. Er konnte die Niederlage im Krieg gegen Berg-Karabach auch nicht abwenden und musste im Mai 1994 einem Waffenstillstandsabkommen zustimmen. Aliyew konnte sich trotzdem weiter an der Macht halten und wurde 1998 wiedergewթԹ)hlt. Als er im Dezember 2003 in einer Klinik in Cleveland in den USA starb, stand sein Nachfolger bereits fest: sein Sohn Ilham.
Die von der OSZE als թ§Չ-ժԷnicht frei und unfairթ§Չ-ժ bewertete PrթԹ)sidentschaftswahl im Oktober 2003 gewann der 41-jթԹ)hrige Ilahm Aliyew. Auch die Folgewahl entschied er fթԹԶr sich. Laut Verfassung war eine dritte Wahl aber nicht mehr mթԹԳglich. Parlament und Verfassungsgericht ebneten ihm den Weg fթԹԶr die Fortsetzung seiner Herrschaft, indem sie im Dezember 2008 mit einer VerfassungsթԹ)nderung die Begrenzung auf zwei aufeinander folgende Amtsperioden aufhoben. Um sich noch zusթԹ)tzliche Legitimation zu verschaffen, lieթժԴ er von seiner Regierungspartei թ§Չ-ժԷNeues Aserbaidschanթ§Չ-ժ ein թ§Չ-ժԷReferendumթ§Չ-ժ durchfթԹԶhren, mit der թ§Չ-Չ wie erwartet թ§Չ-Չ die VerfassungsթԹ)nderungen bestթԹ)tigt wurden. Somit steht einer erneuten Wahl Aliyews eigentlich nichts mehr im Wege.
թԹ Eine Besonderheit des MachgefթԹԶges in Aserbaidschan ist die Rolle der PrթԹ)sidentengattin Mehriban, die von einem tթԹԶrkischen Wirtschaftsmagazin zur թ§Չ-ժԷBest First Ladyթ§Չ-ժ gewթԹ)hlt wurde. Sie leitet die Haydar-Aliyew-Stiftung, ist թ§Չ-ժԷGoodwill Botschafterinթ§Չ-ժ der Unesco, Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees Aserbaidschans und Parlamentsabgeordnete der Regierungspartei թ§Չ-ժԷNeues Aserbaidschanթ§Չ-ժ. Frankreich verlieh ihr den Offiziersrang der Ehrenlegion und die Unesco die Mozart-Goldmedaille. Ihr wurde auch die Leitung des Organisationskomitees fթԹԶr die Austragung des ESC anvertraut. Ihre Verwandten bekamen Posten im Staatsapparat und in der Wirtschaft: Ihr Onkel Hafiz Paschajew ist seit 2006 stellvertretender AuթժԴenminister, ihr Vater Arif Paschajew leitet die Nationale Luftfahrtsakademie. Zum Wirtschaftsimperium der Paschajews gehթԹԳren die “Pasha Holding” mit Versicherungs-, Bau- und Reiseunternehmen sowie die “Pasha Bank”.[1] Beim Bau der թ§Չ-ժԷCrystal Hallթ§Չ-ժ, wo die ESC ausgetragen wurde, verdienten die Aliyews krթԹ)ftig mit. Den Auftrag fթԹԶr den Bau erhielt die թ§Չ-ժԷAlpine Bau Deutschland AGթ§Չ-ժ, ein bei MթԹԶnchen ansթԹ)ssiges Unternehmen.[2]
թԹ In einem Land, das dank seiner թՉl- und GasvorrթԹ)te einen rapiden Wirtschaftsboom erlebte, boten sich fթԹԶr die Oligarchen թ§Չ-ՉթԹ vor allem aber fթԹԶr die PrթԹ)sidentenfamilie թ§Չ-ՉթԹ MթԹԳglichkeiten der grenzenlosen Bereicherung. Der US-Botschafter in Baku berichtete nach Washington: թ§Չ-ժԷBeobachter in Baku notieren oft, das heutige Aserbaidschan werde in einer թԹ)hnlichen Weise beherrscht, wie Europa in Zeiten des Feudalismus im Mittelalterթ§Չ-ժ.[3] In einem Bericht wurde PrթԹ)sident Ilham Aliyew mit Michael und Sonny Carlone aus dem Mafia-Film թ§Չ-ժԷDer Pateթ§Չ-ժ verglichen.
“Eine sehr professionelle Lobbypolitik”
թԹ Die Aliyew-Regierung unterscheidet sich von denen in anderen autoritթԹ)ren, undemokratischen postsowjetischen Staaten vielleicht vor allem dadurch, dass sie viel Geld in LobbyaktivitթԹ)ten investiert. Einerseits geht es darum, die Sicht von թՉffentlichkeit und Politik zum Konflikt um Berg-Karabach in ihrem Sinne zu beeinflussen. Andererseits will sie sich gegenթԹԶber dem Westen als ein moderner, europթԹ)ischer, sթԹ)kularer Staat prթԹ)sentieren.
թԹ Eine SchlթԹԶsselfigur in den LobbyaktivitթԹ)ten fթԹԶr die aserbaidschanische Regierung ist Hans-Erich Bilges, ein ehemals Mitglied der թ§Չ-ժԷBild” Chefredaktion, der die PR-Agentur թ§Չ-ժԷConsultum Communicationsթ§Չ-ժ leitet. Seine Aufgabe sieht Bilges darin, թ§Չ-ժԷbeim Transformationsprozess Aserbaidschans in Richtung Westen mitzuhelfenթ§Չ-ժ. Ex-AuթժԴenminister Genscher ist Ehrenvorsitzender im Beirat der թ§Չ-ժԷConsultum Communicationsթ§Չ-ժ, Ex-Wirtschaftminister Michael Glos ist Beiratsmitglied.[4]
թԹ AnlթԹ)sslich des 20. Jahrestags der UnabhթԹ)ngigkeit Aserbaidschans fand im Oktober 2011 im Deutschen Historischen Museum in Berlin eine groթժԴe Feier statt. Unter den թԹԶber 700 GթԹ)sten waren auch Hans-Dietrich Genscher, Otto Schily, Michael Glos und die damalige First Lady Bettina Wulff. Der Tagesschau-Sprecher Jens Riwa moderierte die Veranstaltung und verkթԹԶndete, dass die Haydar-Aliyew-Stiftung 50.000 Euro fթԹԶr den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses gespendet habe.
թԹ Aber offenbar agierten die im Dienste Bakus tթԹ)tigen PR-Experten in Deutschland auch etwas թԹԶbereifrig: Die pompթԹԳse Veranstaltung in Berlin weckte in deutschen Medien misstrauische Aufmerksamkeit. Selbst in den Springer-Medien, die sich sonst nicht durch kritische Berichterstattung թԹԶber autoritթԹ)re Regierungen hervortun, wurde darauf verwiesen, dass թ§Չ-ժԷAserbaidschan fթԹԶr Menschenrechtsverletzungen berթԹԶchtigtթ§Չ-ժ sei. Aber gerade diese Tatsache dթԹԶrfte eines der GrթԹԶnde sein, warum im Ausland solche teueren Feiern organisiert wurden. թ§Չ-ժԷEine sehr gezielte und sehr professionelle Lobbypolitikթ§Չ-ժ nannte Markus LթԹԳning, der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, die AktivitթԹ)ten der Aliyew-Regierung.[5] In der FDP, der oft vorgeworfen wird, sie sei eine Lobbyistenpartei, gab es EmpթԹԳrung: թ§Չ-ժԷEs grenzt an Dreistigkeit, wie Aserbaidschan hier agiert. Eine derartige Lobbyarbeit geht weit թԹԶber das Vertretbare hinaus”, befand die Bundestagsabgeordnete Marina Schuster.[6]
Linksabgeordneter fliegt im Business-Class zum feiern nach Baku
թԹ Auf die Frage, ob er an der Feier im Deutschen Museum teilgenommen hթԹ)tte, antwortete Markus LթԹԳning, der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, “Ich wթԹ)re nicht hingegangen”. Sein Fraktionskollege Michael Glos nahm aber nicht nur an der Feier in Berlin teil: Im September 2011 flog er gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Karl-Georg Wellmann und dem Abgeordneten der Linkspartei, Stefan Liebich, in der komfortablen Business-Class nach Baku, um auch dort die UnabhթԹ)ngigkeit Aserbaidschans zu feiern. Der Flug, die Unterbringung in einem Luxus-Hotel und das Gala-Diner gingen auf Rechnung der aserbaidschanischen Regierung. FթԹԶr den Ex-Wirtschaftminister und seinen Fraktionskollegen Wellmann war die Einladung nach Baku vermutlich nichts AuթժԴergewթԹԳhnliches. Ein ganz neues Erlebnis war es vermutlich fթԹԶr Stefan Liebich, den 30-jթԹ)hrigen linken Bundestagsabgeordneten aus Wismar. Die Strategen der Lobbypolitik Aserbaidschans agieren sehr pragmatisch und frei von թ§Չ-ժԷideologischenթ§Չ-ժ Vorbehalten. Mit Glos und Liebich wurden Bundestagsabgeordnete aus zwei unterschiedlichen politischen Lagern zur UnabhթԹ)ngigkeitsfeier nach Baku geflogen. Es sollte sich schon sehr bald zeigen, dass Liebich die Erwartungen der Aliyew-Regierung erfթԹԶllte.
Nach der Feier ein Antrag
Die Feierlichkeiten in Baku թ§Չ-Չ vielleicht auch die Rede des PrթԹ)sidenten թ§Չ-Չ mթԹԶssen Stefan Liebich tief beeindruckt haben. Aber er hat seinen Genossinnen und Genossen in Berlin vermutlich nicht vom Luxus-Hotel und vom Gala-Diner mit PrթԹ)sident Ilham Aliyew berichtet. Im November 2011 brachte die Linksfraktion im Bundestag den Antrag թ§Չ-ժԷMenschenrechte und Demokratie in den Staaten des SթԹԶdkaukasus fթԹԳrdernթ§Չ-ժ ein. Darin wurden die Defizite im Bereich der Demokratie und Menschenrechte in den dortigen Staaten kritisiert. WթԹ)hrend aber in dem Antrag ausfթԹԶhrlich und anhand von zahlreichen konkreten Beispielen die Lage in Georgien und Armenien beschrieben wurde, ist der Teil թԹԶber die EinschrթԹ)nkung der Menschenrechte in Aserbaidschan auffթԹ)llig knapp gehalten. Obwohl sechs Jahre vergingen, bis dort die BehթԹԳrden Anfang 2012 wieder eine Demonstrationen թ§Չ-Չ zumindes am Stadtrand von Baku թ§Չ-Չ erlaubten und obwohl bei der letzten Parlamentswahl kein oppositioneller Kandidat gewթԹ)hlt wurde, fiel der Linksfraktion zur Lage bei den bթԹԶrgerlichen und politischen Menschenrechten nicht viel ein: թ§Չ-ժԷDemonstrationen in der Innenstadt von Baku werden von den StadtbehթԹԳrden weiterhin nicht genehmigt. Die GrթԹԶndung oppositioneller und unabhթԹ)ngiger Medien ist deutlich eingeschrթԹ)nkt. Gegen einige regierungskritische Journalisten und Blogger wurden mehrjթԹ)hrige Haftstrafen verhթԹ)ngtթ§Չ-ժ. Nicht die Menschenrechtsverletzungen, die EinschrթԹ)nkung der Pressefreiheit und die gewaltsame UnterdrթԹԶckung der Opposition, sondern die Korruption war nach Ansicht der Linksfraktion das թ§Չ-ժԷinnenpolitische Hauptproblem Aserbaidschans.թ§Չ-ժ AuffթԹ)llig ist, dass gleich nach diesen wenigen SթԹ)tzen mit milder Kritik gleich deutlicher Lob geթԹ)uթժԴert wird: թ§Չ-ժԷHervorzuheben sind demgegenթԹԶber die Freiheit der ReligionsausթԹԶbung sowie die hohe gesellschaftliche Toleranz gegenթԹԶber Minderheiten in dem mehrheitlich muslimisch geprթԹ)gten Land. Die GlaubensangehթԹԳrigen der drei monotheistischen Weltreligionen leben hier friedlich zusammen.թ§Չ-ժ
Im Human Rights Watch Jahresbericht 2012 heiթժԴt es hingegen: թ§Չ-ժԷDie Regierung verschթԹ)rfte die EinschrթԹ)nkungen und Auflagen fթԹԶr Religionsgemeinschaften. Sie erhթԹԳhte die BuթժԴgelder fթԹԶr unerlaubte religiթԹԳse AktivitթԹ)ten drastisch und verpflichtete alle religiթԹԳsen Gruppen, Versammlungen im Voraus behթԹԳrdlich genehmigen zu lassen. Im Juni lթԹԳste die Polizei ein privates Treffen von 40 Zeugen-Jehovas-Mitgliedern in Ganja auf. Einige Teilnehmer wurden bis zu zehn Stunden lang festgehalten und befragt. Gegen drei von ihnen wurden BuթժԴgelder wegen VerstթԹԳթժԴen gegen die Bestimmungen fթԹԶr religiթԹԳse ZusammenkթԹԶnfte verhթԹ)ngt. Am selben Tag fթԹԶhrte die Polizei in der Baptistengemeinde von Sumgait eine Razzia durch und warnte ihren Vorsteher davor, Gottesdienste ohne staatliche Genehmigung abzuhalten. Die Zeugen-Jehovas-Gemeinde in Ganja hat seit Juni 2010 bereits zweimal erfolglos versucht, sich offiziell registrieren zu lassen. Im Dezember 2010 verbot die Regierung das Tragen von KopftթԹԶchern in Schulen und UniversitթԹ)ten. Daraufhin brachen Tausende Frauen und MթԹ)dchen ihre Ausbildung ab. Im Oktober verurteilte ein Gericht fթԹԶnf Personen wegen der Planung unangemeldeter Proteste und wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt bei einer Demonstration im Mai zu Freiheitsstrafen von bis zu zweieinhalb Jahren.թ§Չ-ժ[7]
Sozialprogramme und Umverteilungspolitik: Aserbaidschan auf dem Weg zum Sozialismus?
թԹ WթԹ)hrend die Linksabgeordneten im Gegensatz zu internationalen Menschenrechtsorganisationen an den ZustթԹ)nden in Aserbaidschan nur wenig zu kritisieren hatten, lobten sie ausfթԹԶhrlich die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Aliyew-Regierung. Mit թ§Չ-ժԷumfangreichen Sozialprogrammenթ§Չ-ժ und einer թ§Չ-ժԷstaatlichen Umverteilungspolitikթ§Չ-ժ habe sie den թ§Չ-ժԷSouverթԹ)nitթԹ)tsanspruch թԹԶber die wirtschaftliche Entwicklungթ§Չ-ժ des Landes verteidigen kթԹԳnnen. Bei dem vielen LobestթԹԳnen drթԹ)ngt sich der Verdacht auf, dass ein fթԹԶr Propagandafragen zustթԹ)ndiger Beamter im aserbaidschanischen AuթժԴenministeriums bei der Formulierung mancher Passagen des Antrags der Linksfraktion geholfen haben kթԹԳnnte: թ§Չ-ժԷAufgrund der hohen wirtschaftlichen Dynamik und staatlichen Umverteilungspolitik hat sich die positive Entwicklung bei den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechten beschleunigt. Mit den hohen Einnahmen aus dem ErdթԹԳl- und Erdgasexport, massiven թԹԳffentlichen Infrastrukturinvestitionen und dem staatlichen Programm zur Entwicklung der Regionen wurden bei einer Gesamtzahl von ca. 4,6 Millionen ErwerbsfթԹ)higen (die GesamtbevթԹԳlkerungszahl betrթԹ)gt ca. 9 Millionen) seit 2004 rund 900 000 neue VollzeitarbeitsplթԹ)tze geschaffen. Der Anteil der ArmutsbevթԹԳlkerung konnte seit 2001 von 49 Prozent auf 9 Prozent gesenkt werden.թ§Չ-ժ
Ein ganz anderes Bild der sozialen und wirtschaftlichen Lage zeichnet Klaus-Helge Donath in der թ§Չ-ժԷtazթ§Չ-ժ: թ§Չ-ժԷDer Lebensstandard der breiten Masse stieg kaum. Auch die Arbeitslosigkeit wurde nicht bekթԹ)mpft. Offiziell liegt sie bei 20 Prozent. TatsթԹ)chlich dթԹԶrfte sie weit hթԹԳher ausfallen, wenn auch jene Arbeitsemigranten mit einbezogen wթԹԶrden, die in Russland arbeiten. Aserbaidschan ist ein typischer Petro-Staat, dessen Elite aus Rentiers besteht, die alle թԹԶbrigen lukrativen Wirtschaftsbereiche unter sich aufteilt. Diese korrupte Elite ist weder an einer Diversifizierung der Wirtschaft interessiert, noch wird sie eine Demokratisierung des politischen Systems zulassen. Denn mit der Preisgabe der Macht wթԹԶrde sie auch den Zugriff auf den Energiesektor verlieren.թ§Չ-ժ[8]
Dass nicht jedes Fraktionsmitglied sich die MթԹԶhe macht, die von Genossinnen und Genossen initiierten AntrթԹ)ge durchzulesen, ist verstթԹ)ndlich. Es wird darauf vertraut, dass die zustթԹ)ndigen թ§Չ-ժԷExpertenթ§Չ-ժ in der Fraktion sich mit dem Thema des Antrags befasst haben: Jan van Aken, Wolfgang Gehrke und Sevim Dagdelen, die wie Stefan Liebich dem AuswթԹ)rtigen Ausschuss angehթԹԳren, oder Katrin Werner und Annette Groth, im Ausschuss fթԹԶr Menschenrechte und humanitթԹ)re Hilfe. Sie hթԹ)tten sich anhand der Berichten von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Reporter ohne Grenzen[9] usw. informieren kթԹԳnnen, wie es mit den Menschenrechte in Aserbaidschan tatsթԹ)chlich aussieht: թ§Չ-ժԷDas Recht auf freie MeinungsթԹ)uթժԴerung wurde 2009 noch weiter eingeschrթԹ)nkt. Die Gesetze zum Verbot von Folter und anderen Misshandlungen und ihre Anwendung entsprachen nicht den internationalen Standards; so wurden z. B. FoltervorwթԹԶrfe nicht untersuchtթ§Չ-ժ, heiթժԴt es in einem Bericht von Amnesty International.[10] Und Human Rights Watch kommt zu dem Ergebnis, dass die Menschenrechtslage in Aserbaidschan sich 2011 sogar verschlechtert habe: թ§Չ-ժԷDie Regierung schlug jegliche Art von Protest nieder und lieթժԴ Dutzende Jugendliche nach unfairen Gerichtsverfahren inhaftierenթ§Չ-ժ.[11]
թԹ In dem Bericht wurden auch die Folgen der im Antrag der Linksfraktion als թ§Չ-ժԷmassive թԹԳffentliche Infrastrukturinvestitionenթ§Չ-ժ gelobten MaթժԴnahmen beschrieben: թ§Չ-ժԷSeit 2009 hat die Stadtverwaltung von Baku im Rahmen der թ§Չ-ժԷStadtverschթԹԳnerungթ§Չ-ժ Hunderte Bewohner teilweise gewaltsam zur Aufgabe ihrer Wohnungen gezwungen und ihre HթԹ)user abreiթժԴen lassen. WohnungseigentթԹԶmer wurden hթԹ)ufig weit unter Marktwert entschթԹ)digt und verfթԹԶgten nur թԹԶber begrenzte MթԹԳglichkeiten, um sich auf dem Rechtsweg gegen die Bescheide zur Wehr zu setzen. Zwangsenteignungen wurden auch zur Schikanierung von Menschenrechtlern eingesetzt.թ§Չ-ժ[12]
թԹ Die “StadtverschթԹԳnerung” bot der Aliyew-Regierung einen Vorwand, um im Januar 2009 das politisch bedeutenste Denkmal der Stadt zu beseitigen: Das Denkmal fթԹԶr die 26 Kommissare. Im Sommer 1918 war in Baku eine kurzlebige Kommune errichtet worden. Nach dem Sturz der revolutionթԹ)ren Regierung unter der FթԹԶhrung des armenischen Kommunisten Stephan Schaumjan, wurden die 26 Kommissare hingerichtet. Mit der Beseitigung des Denkmals sollte die Erinnerung an die Armenier und Georgier, die in der Kommune von Baku eine herausragende Rolle gespielt hatten, ausgeslթԹԳscht werden.
Lobbystratege Hakki Keskin
թԹ Die Linkspartei kritisiert immer lautstark die Doppelstandards und Heuchelei der anderen Parteien, wenn es um Menschenrechtsfragen geht. Warum aber betreibt sie SchթԹԳnfթԹ)rberei im Fall des autoritթԹ)ren Staates unter der Herrschaft Aliyews, den Nato und EU als einen թ§Չ-ժԷstrategischen Partnerթ§Չ-ժ betrachten? Um die Haltung der heutigen Linksfraktion zu verstehen, ist ein RթԹԶckblick auf das Jahr 2005 notwendig: Wenige Monate vor der Bundestagswahl 2005 verlieթժԴ Prof. Hakki Keskin, der in Hamburg lebende Vorsitzende der թ§Չ-ժԷTթԹԶrkischen Gemeinde Deutschlands e.V.թ§Չ-ժ, nach թԹԶber 30 Jahren Parteimitgliedschaft die SPD. Dem Ex-BթԹԶrgerschaftsabgeordneten in Hamburg hatte Lothar Bisky, der damalige Vorsitzende der PDS/DieLinke, ein Abgeordnetenmandat im Bundestag in Aussicht gestellt.
Innerhalb der Partei gab es Bedenken gegen eine Nominierung Keskins, der als tթԹԶrkischer Nationalist und Leugner des VթԹԳlkermords an den Armeniern bekannt war. Mehr noch: Keskins politische AktivitթԹ)ten waren ab 1990 eng verknթԹԶpft mit der Lobbypolitik Ankaras. Das durch den MilitթԹ)rputsch vom 12. September 1980 beschթԹ)digte Image der TթԹԶrkei musste verbessert, die Anerkennung des VթԹԳlkermord an den Armeniern verhindert, die vթԹԳlkerrechtliche Anerkennung des besetzten Nordzypern durchgesetzt und Aserbaidschan im Kampf gegen die Armenier unterstթԹԶtzt werden. Kaum ein tթԹԶrkeistթԹ)mmiger Politiker in Deutschland war fթԹԶr diese Aufgaben geeigneter als der damalige SPD-Politiker und Hochschulprofessor Hakki Keskin.
Aber Bisky setzte sich թԹԶber alle Bedenken hinweg: Es ging darum, mթԹԳglichst viele թ§Չ-ժԷprominenteթ§Չ-ժ SPD Politiker in die PDS/DieLinke zu transferieren und die Stimmen tթԹԶrkeistթԹ)mmiger WթԹ)hler zu gewinnen. Als Bundestagsabgeordneter der Linksfraktion թԹԶbernahm KeskinթԹ թ§Չ-Չ wie konnte es anders sein թ§Չ-Չ die ZustթԹ)ndigkeit fթԹԶr den SթԹԶdkaukasus. Der “SթԹԶdkaukaus-Experte” der Linksfraktion թԹԶbernahm nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag einen Posten, fթԹԶr den er prթԹ)destiniert war: Er wurde Vorsitzender der թ§Չ-ժԷTթԹԶrkisch-Aserbaidschanische Vereinigung in Deutschland e.V.թ§Չ-ժ. Heiko Langner, sein wissenschaftlicher Mitarbeiter, erhielt einen Job im BթԹԶro der Abgeordneten Katrin Werner. Im Oktober 2010 reiste Langner nach Aserbaidschan. Am 21.10.2010 թ§Չ-Չ also wenige Tage nach dem UnabhթԹ)ngigkeitstag Aserbaidschans թ§Չ-Չ verթԹԳffentlichte թ§Չ-ժԷNeues Deutschlandթ§Չ-ժ einen Artikel des wissenschaftlichen Mitarbeiters der fթԹԶr Menschenrechtsfragen zustթԹ)ndigen Linksabgeordneten. թ§Չ-ժԷSelbstbewusster Kaukasustigerթ§Չ-ժ lautete der Titel des Artikels.[13] թժber die Menschenrechtsverletzungen im թ§Չ-ժԷTigerstaatթ§Չ-ժ Aserbaidschan stand darin nichts zu lesen. Langner hatte sich somit als Aserbaidschan-Experte bewթԹ)hrt und durfte im Februar 2011 als Referent auf einer Tagung des թ§Չ-ժԷDeutsch-Aserbaidschanische Forum e.V.թ§Չ-ժ auftreten.
թԹ Die Position der Linksfraktion zu Aserbaidschan zeigt, wie թ§Չ-ժԷnachhaltigթ§Չ-ժ Keskins Einfluss bis heute geblieben ist. Aber offenbar machen sich die Abgeordneten darթԹԶber keine Gedanken. Dass sie so ihre eigene GlaubwթԹԶrdigkeit in Menschenrechtsfragen verspielen, scheint sie auch nicht zu interessieren.
[1] http://www.guardian.co.uk/world/us-embassy-cables-documents/245758
[2] http://www.rferl.org/content/azerbaijan_first_family_build_eurovision_arena/24575761.html
[3] http://www.guardian.co.uk/world/us-embassy-cables-documents/245758
[4] Der Spiegel, 1/2012
http://www.welt.de/politik/article13636352/Postkartenidyll-mit-Menschenrechtsverletzern.html
[6] Der Spiegel, 1/2012
[7] http://www.hrw.org/de/world-report-%5Bscheduler-publish-yyyy%5D/world-report-2012-aserbaidschan
[8] http://www.taz.de/Politische-Lage-in-Aserbaidschan/!93615/
[9] http://www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/rte/pics/Pressemitteilungen/120524_ROG-Bericht_Aserbaidschan.pdf
[10] Amnesty International Bericht 2010
[11] http://www.hrw.org/de/world-report-%5Bscheduler-publish-yyyy%5D/world-report-2012-aserbaidschan
[12] http://www.hrw.org/de/world-report-%5Bscheduler-publish-yyyy%5D/world-report-2012-aserbaidschan
[13] http://www.neues-deutschland.de/artikel/182344.selbstbewusster-kaukasustiger.html
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