Datum: am 26. November 2012
(Ort: Schleiermacherstr. 19, Halle)
Nach seinem Studium der Byzantinistik, Orientalistik und Slawistik an der Martin-Luther-UniversitթԹ)t wurde Hermann Goltz 1975 zum evangelischen Pfarrer ordiniert. 1987, also in einer Zeit wo es die Mauer in Deutschland noch stand, berief ihn die Theologische FakultթԹ)t Heidelberg und im gleichen Jahr ging er als auթժԴerordentlicher Professor nach Halle. Sein Fachgebiet, die Theologie der Orthodoxen Kirchen fթԹԶhrten dazu, dass er 1992 zum ordentlichen Professor fթԹԶr Konfessionskunde der Orthodoxen Kirchen berufen wurde.
Seine auթժԴerordentlichen Fachkenntnisse im Bereich der Armenologie fթԹԶhrte dazu, dass 1982 die Nachfahren von Johannes Lepsius, der 1915 gegen WiderstթԹ)nde den VթԹԳlkermord an den Armeniern in das Licht der թՉffentlichkeit gerթԹԶckt hatte hatte, den Nachlass an Professor Hermann Goltz Anfang der achziger Jahre zur Auswertung und Publikation թԹԶbergaben. Das von ihm geleitete Johannes-Lepsius-Archiv wurde aus der Taufe gehoben und ermթԹԳglichte in Folge 1998 die GrթԹԶndung des Zentrums fթԹԶr Armenische Studien an der Martin-Luther-UniversitթԹ)t in Halle.
Unvergesslich bleibt die Ausstellung թ§Չ-ժԷDer Schatz der Armenierթ§Չ-ժ im Jahr 2000. Im Rahmen armenisch-deutscher Zusammenarbeit konnte dank intensiven Engagements von Prof. Goltz hier in Halle in der Moritzburg 85 Jahre nach der
Armenier-Deportation der geretteten Schatz des Klosters von Sis prթԹ)sentiert werden. So wurde mit den AusstellungsstթԹԶcken an die in Vergessenheit geratene armenische Weltkultur erinnert, die durch VթԹԳlkermord und Vertreibung in groթժԴen Teilen der Vernichtung anheim gefallen ist. Ein besonderer Forschungsschwerpunkt waren die թԹԶber 3000 Jahre alten armenischen Felsmalereien, welche er als erster klassifiziert, dokumentiert und durch technisch aufwendige Fotografien erfasst hat. Diese Felsmalereien sollen թ§Չ-Չ das zeigt ihre Bedeutung թ§Չ-Չ in die Weltkulturerbeliste der Unesco aufgenommen werden. Bei der Vorbereitung des Antrages hat das AuswթԹ)rtige Amt und die deutsche Unesco Kommission wertvolle Hilfestellung geleistet. Im Lichthof des AuswթԹ)rtigen Amtes in Berlin wird es im nթԹ)chsten Jahr eine groթժԴe Ausstellung zu diesen Felsmalereien geben.
Hermann Goltz forschte, lehrte und publizierte zu Theologie, Kunst und Kultur der Orthodoxen Kirchen, insbesondere zur griechisch-slawischen Orthodoxie und zur armenischen Kirche. Er թԹԶbersetzte zusammen mit der armenischen Wissenschaftlerin Armenuhi Drost-Abgarjan das armenische Hymnarium թ§Չ-ժԷScharaknotzթ§Չ-ժ, eine der zentralen Quellen zum VerstթԹ)ndnis der թԹԳstlichen christlichen Hochkulturen. FթԹԶr seine vielen unermթԹԶdlichen Arbeiten zur Armenologie und armenischen Kultur erhielt Hermann Goltz viele Auszeichnungen des armenischen Staates und wurde im Jahre 2007 an der Staatlichen UniversitթԹ)t Jerewan zum Ehrendoktor promoviert.
Der թ§Չ-ժԷZentralrat der Armenier in Deutschlandթ§Չ-ժ schrieb in seinem Nachruf auf Hermann Goltz am 10. Januar 2011, ich zitiere: թ§Չ-ժԷMit Goltz haben die Armenier in Deutschland einen bedeutenden Mitstreiter verloren, der sich sein ganzes wissenschaftliches Leben lang mit der Geschichte und der Kultur dieses Volkes befasst hat. Er hat mit seinem Wirken die Aufmerksamkeit auf ein Thema gelenkt, das թԹԶber viele Jahrzehnte tabuisiert war: den osmanischen VթԹԳlkermord an den Armeniern im Jahre 1915. Die GrթԹԶndung des Lepsius-Hauses Potsdam, gegen den erbitterten Widerstand offizieller tթԹԶrkischer Stellen, wթԹ)re ohne Goltz sicher nicht zustande gekommen. Heute ist dieses Haus eine Forschungs- und BegegnungsstթԹ)tte fթԹԶr internationale wissenschaftliche und թԹԳkumenische Zusammenarbeit, Ort auch fթԹԶr eine Deutsch-Armenische Akademie, verpflichtet dem Ziel einer VersթԹԳhnung der VթԹԳlker auf der Basis ungeschminkter historischer Wahrheit.թ§Չ-ժ թ§Չ-Չ Zitat Ende.
Neben seiner wissenschaftlichen TթԹ)tigkeit pflegte Hermann Goltz vielfթԹ)ltige Kontakte mit den թԹԳkumenischen Gremien des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und der EKD, mit dem թՉkumenischen Rat der Kirchen, mit dem Moskauer Patriarchat sowie mit der Armenischen Apostolischen Kirche. In dieser Zeit wirkte er an den VersթԹԳhnungsdialogen zwischen der
Serbischen Orthodoxen Kirche, der RթԹԳmisch-Katholischen Kirche Kroatiens und den bosnischen Muslimen mit, ebenso an der Begegnung zwischen Katholikos Vazgen I. von der Armenischen Apostolischen Kirche und dem Scheich AllahschթԹԶkթԹԶr Paschasadeh, dem muslimischen Oberhaupt Aserbaidschans. Neben seinen internationalen AktivitթԹ)ten hat sich Hermann Goltz intensiv um die PrթԹ)senz des Orthodoxen Christentums vor Ort engagiert. So regte er die Schaffung der Orthodoxen Hauskirche zum Heiligen Kreuz in den Franckeschen Stiftungen in Halle an, der ersten orthodoxen Kirche im Bundesland Sachsen-Anhalt.
Es kommt nicht von ungefթԹ)hr, dass auf Basis der von Professor Goltz geschaffenen Fundamentes Sachsen-Anhalt seit 1996 im Auftrag der Kultusministerkonferenz die Vertretung aller deutschen BundeslթԹ)nder im Rahmen des mit der Republik Armenien geschlossenen Kulturabkommens wahrnimmt. Auf dieser Basis wurden in den letzten Jahren die bilateralen Kontakte zwischen Sachsen-Anhalt und Armenien intensiviert, die sich nicht nur auf den Kulturbereich, sondern auch auf Kooperationen bei Bildung und Wissenschaft erstrecken. 1998 wurde hierzu eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.
Das AuswթԹ)rtige Amt wird 2013 im Rahmen deutsch-armenischer Zusammenarbeit in Zusammenarbeit mit dem Landeshistorischen Museum in Halle Projekte finanzieren, die auf dem von Professor Goltz aufgebauten Fundament beruhen.
Hermann Goltz war ein Mensch, der mit Gottvertrauen und Zuversicht verbindend wirkte und auf diese Weise BrթԹԶcken schlagen konnte. Er hat sich insbesondere um die AuswթԹ)rtige Kulturpolitik und die deutsch-armenischen Beziehungen verdient gemacht.
– Es gilt das gesprochene Wort! թ§Չ-Չ
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