Proteste in Istanbul: Tausende fordern Erdogans RթƒԹԶcktritt

SolidaritթƒԹ)ts-Kundgebungen in New York

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In Istanbul ist es am Samstag den zweiten Tag in Folge zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei gekommen. MinisterprթƒԹ)sident Erdogan pochte auf Ende der Proteste, lieթƒժԴ aber gleichzeitig keinen Zweifel daran klar, dass das umstrittene Bauvorhaben unverթƒԹ)ndert umgesetzt werden soll.

Die Polizei habe in einigen FթƒԹ)llen extrem reagiert, gestand der tթƒԹԶrkische MinisterprթƒԹ)sident Recep Tayyip Erdogan am Samstag ein. Allerdings machte er auch deutlich, dass der Umbau des Gezi-Parks fortgesetzt wird. Der Taksim-Platz dթƒԹԶrfe “kein Ort sein, an dem Extremisten machen kթƒԹԳnnen, was sie wollen”, erklթƒԹ)rte Erdogan und forderte die Demonstranten auf, die Proteste “sofort zu beenden”.

Inzwischen haben sich die SicherheitskrթƒԹ)fte aus dem Taksim-Viertel zurթƒԹԶckgezogen – die Demonstranten strթƒԹԳmen wieder auf den Platz, berichtet die englische Online-Ausgabe der Zeitung “HթƒԹԶrriyet”. Nach Berichten von Augenzeugen war die Polizei praktisch nicht mehr zu sehen. Die Menschen auf dem Platz skandierten weiter Parolen gegen MinisterprթƒԹ)sident Erdogan.

Der tթƒԹԶrkische PrթƒԹ)sident Abdullah GթƒԹԶl hatte zuvor Ruhe und Besonnenheit angemahnt. In einem Appell GթƒԹԶls heiթƒժԴt es, die Demonstrationen hթƒԹ)tten ein beunruhigendes AusmaթƒժԴ erreicht. AusdrթƒԹԶcklich hielt er die Polizei dazu an, maթƒժԴvoll zu handeln, berichtet Christian Buttkereit im Deutschlandfunk.

Bauprojekt war AuslթƒԹԳser der Proteste

 

Mit TrթƒԹ)nengas gegen die Demonstranten (Bild: picture alliance / dpa / abaca / Bulent Doruk)Mit TrթƒԹ)nengas gegen die Demonstranten (Bild: picture alliance / dpa / abaca / Bulent Doruk)

Die Lage in dem Viertel war am Freitagabend eskaliert, nachdem die Polizei ein Protestcamp gewaltsam gerթƒԹ)umt hatte. AuslթƒԹԳser der Proteste war ursprթƒԹԶnglich ein Projekt zur Errichtung eines Einkaufszentrums im Gezi-Park neben dem Taksim-Platz. FթƒԹԶr das Bauvorhaben sollen in der beliebten Parkanlage 600 BթƒԹ)ume entwurzelt werden.

Die anschlieթƒժԴenden Demonstrationen entwickelten sich dann aber immer mehr zu Kundgebungen gegen die tթƒԹԶrkische Regierung. Es kam zu Ausschreitungen mit vielen Verletzten. Die Polizei setzte TrթƒԹ)nengas und Wasserwerfer ein.

“Da waren alle beteiligt – Linke, Rechte, sogar AnhթƒԹ)nger von Erdogan”, erklթƒԹ)rte ein CafթƒԹ.-Besitzer, der nach den Protesten die Scherben des Schaufensters seines GeschթƒԹ)fts in der NթƒԹ)he des Taksim-Platzes zusammenfegte. “Die Leute sind wթƒԹԶtend.” Die ZerstթƒԹԳrungen nannte er ein “notwendiges Opfer”. Ein Teil der Demonstranten in Istanbul hielt Bierdosen hoch, um ihre Unzufriedenheit թƒԹԶber das jթƒԹԶngst verschթƒԹ)rfte Verbot zum Verkauf von Alkoholika wթƒԹ)hrend der Nacht auszudrթƒԹԶcken. “Sie wollen dieses Land in einen islamistischen Staat verwandeln”, sagte eine Kundgebungsteilnehmerin.

Ausweitung zur politischen Krise

Auch in der Hauptstadt Ankara und der KթƒԹԶstenstadt Izmir demonstrierten Menschen gegen Erdogan und seine islamistische Regierungspartei AKP. Die Demonstranten werfen der Regierung von MinisterprթƒԹ)sident Erdogan autoritթƒԹ)res Gebaren und die Islamisierung der Gesellschaft vor. Der Protest richtet sich inzwischen auch gegen PlթƒԹ)ne der Regierung, թƒԹԳffentliche Liebesbekundungen zu թƒԹ)chten sowie bestimmte GroթƒժԴprojekte, etwa die neue BrթƒԹԶcke թƒԹԶber den Bosporus und einen dritten internationalen Flughafen fթƒԹԶr Istanbul.

Viele Demonstranten trugen Gasmasken  (Bild: picture alliance / dpa / Sedat Suna)Viele Demonstranten trugen Gasmasken (Bild: picture alliance / dpa / Sedat Suna)

Augenzeugen hatten von einem unverhթƒԹ)ltnismթƒԹ)թƒժԴigen Gewalteinsatz gesprochen. Mehrere StraթƒժԴen in den Vierteln Beyoglu und Besiktas waren mit Pflastersteinen und TrթƒԹ)nengashթƒԹԶlsen թƒԹԶbersթƒԹ)t, andere von improvisierten Barrikaden blockiert. Hunderte Demonstranten suchten in BթƒԹԶros von Gewerkschaften Zuflucht, թƒՉ€žrzte richteten ein Notfallzentrum zur Behandlung der Verletzten ein. Korrespondent Christian Buttkereit sprach im Deutschlandfunk von bթƒԹԶrgerkriegsթƒԹ)hnlichen ZustթƒԹ)nden in einigen Stadtteilen.

Mehr als 100 Verletzte

In der Nacht gab die Polizei die Zahl der Festgenommenen mit 63 an. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von mehr als 100 Verletzten. Nach Angaben von RettungssanitթƒԹ)tern waren es sogar fast 1000 Verletzte. Einer թƒժ“bersicht der TթƒԹԶrkischen թƒՉ€žrztevereinigung zufolge verloren sechs Personen das Augenlicht, weil sie von TrթƒԹ)nengasgranaten getroffen wurden.

Amnesty kritisierte die Gewalt gegen die Demonstranten als թƒԹԶberzogen. Auch die US-Regierung zeigte sich “besorgt”. “Der beste Weg, fթƒԹԶr StabilitթƒԹ)t, Sicherheit und Wohlstand zu sorgen, ist, die Meinungsfreiheit zu respektieren”, sagte AuթƒժԴenamtssprecherin Jennifer Psaki. Der PrթƒԹ)sident des Europaparlaments, Martin Schulz, appellierte an die TթƒԹԶrkei, sich um Deeskalation zu bemթƒԹԶhen. “Die HթƒԹ)rte, mit der die Polizei vorgeht, ist vթƒԹԳllig unangemessen und fթƒԹԶhrt zu einer Ausweitung der Proteste”, erklթƒԹ)rte das Mitglied des SPD-PrթƒԹ)sidiums. GrթƒԹԶnen-Chefin Claudia Roth forderte das sofortige Ende der “Gewaltexzesse der Istanbuler Polizei gegen die Demonstranten”.

Letzte թƒՉ€žnderung: 02.06.2013 09:46 Uhr

dradio.de

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