Der tթԹԶrkische Regierungschef trotzt der Protestwelle: Recep Tayyip Erdogan will an dem umstrittenen Bauprojekt in Istanbul festhalten. Die Demonstranten wթԹԶrden von Terroristen gelenkt, wettert er.
Am Mittwochabend erreichte ein langes Schreiben des tթԹԶrkischen Vizepremiers BթԹԶlent Arinc die Vertreter der Medien. Es war die erste Bilanz der Unruhen gegen den tթԹԶrkischen MinisterprթԹ)sidenten Recep Tayyip Erdogan aus Sicht der Regierung թ§Չ-Չ mit bemerkenswerten Zahlen: Bislang seien 244 Polizisten verletzt und 317 Polizeifahrzeuge verbrannt oder anderweitig beschթԹ)digt worden.
Es blieb nicht lange dabei. Am Donnerstag starb in der sթԹԶdtթԹԶrkischen Stadt Adana ein Polizist, als er beim Jagen von Demonstranten von einer noch im Bau befindlichen BrթԹԶcke ohne GelթԹ)nder fiel. Es war das dritte Todesopfer seit Beginn der Proteste, nachdem ein junger Demonstrant in Istanbul von einem Auto gerammt worden und ein anderer in der sթԹԶdtթԹԶrkischen Stadt Antakya ums Leben gekommen war.
Die amtliche Bilanz schien freilich ein wenig minimalistisch, als Arinc auf verletzte Demonstranten zu sprechen kam: 64 sollen es sein. NGOs zufolge sind es bislang 4300. Die Organisation Reporter ohne Grenzen spricht allein von 14 verletzten Journalisten. Auch der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus LթԹԳning, nannte “die groթժԴe Zahl der Verhaftungen und Verletzten schockierend”.
Schockierender waren dann einige der Aussagen von Arinc, die einen beunruhigenden Kurs der Regierung abzustecken schienen: Er verstehe die “թԹԳkologische SensibilitթԹ)t” der Demonstranten, aber weitergehende Forderungen seien “gegen die TթԹԶrkei, deren Wirtschaft und Einheit” gerichtet. Es sei bedenkenswert, dass “die թԹԶbertriebene Berichterstattung der internationalen Medien die internationale Macht der TթԹԶrkei zum Ziel macht”.
Doch dann trat Erdogan ans Mikrofon
Zuvor hatte er sich mit Vertretern der “Taksim-Plattform” getroffen. Die hatten moderate Forderungen gestellt թ§Չ-Չ im Gegensatz zu den Massen auf den StraթժԴen, die einen RթԹԶcktritt Erdogans als Ziel verfolgen. Sie forderten, dass der Gezipark erhalten bleiben soll, dass die Verantwortlichen fթԹԶr die PolizeiթԹԶbergriffe bestraft und “TrթԹ)nengas verboten” sowie “die Voraussetzungen fթԹԶr echte Medienfreiheit” geschaffen werden sollen.
Das klang so, als sei ein Kompromiss denkbar, denn ohnehin hatte die Regierung eine Untersuchung der PolizeiթԹԶbergriffe angekթԹԶndigt. Den Park zu belassen, koste auch nicht viel թ§Չ-Չ und Medienfreiheit lieթժԴ sich sicher durch die eine oder andere MaթժԴnahme behaupten. Insofern hatte sich die Lage in Istanbul am Mittwoch und Donnerstagnachmittag etwas beruhigt.
Aber dann trat Erdogan ans Mikrofon. Kurz vor der Heimreise nach vier Tagen in nordafrikanischen LթԹ)ndern gab er eine Pressekonferenz, bei der sich niemand fթԹԶr seine Reise interessierte, sondern nur fթԹԶr die Proteste gegen ihn daheim. Und Erdogan goss kթԹԶbelweise Benzin ins Feuer. Seltsamerweise war er auf den tթԹԶrkischen TV-KanթԹ)len dabei nicht im Original zu hթԹԳren, sondern es musste die arabische թժbersetzung seiner tթԹԶrkischen Worte ins TթԹԶrkische թԹԶbersetzt werden.
Bauprojekt wird fortgefթԹԶhrt
NatթԹԶrlich werde das groթժԴartige Bauprojekt am Taksimplatz fortgefթԹԶhrt, sagte er. Die Demonstranten wթԹԶrden von Terroristen gelenkt. Sie beschթԹ)digten die Gehwege und mթԹԶssten dafթԹԶr zur Rechenschaft gezogen werden. Es war eine KriegserklթԹ)rung. An der tթԹԶrkischen BթԹԳrse verstand man deren Bedeutung: Sie stթԹԶrzte in den Minuten, in denen Erdogan sprach, um 4,25 Prozent ab.
Erdogan ging so weit zu sagen, Drahtzieher der Proteste թ§Չ-Չ an denen allein in Istanbul weit թԹԶber eine Million Menschen teilnahmen թ§Չ-Չ sei eine kleine linke Terrorgruppe, die auch fթԹԶr den Anschlag gegen die US-Botschaft in Ankara vor einigen Monaten verantwortlich gewesen sei.
Keine Spur mehr von der “Entschuldigung”, die Arinc zwei Tage zuvor an die Demonstranten gerichtet hatte wegen ungerechtfertigter Polizeigewalt. Der tթԹԶrkische Journalist Ilhan Tanir hatte թ§Չ-Չ auf Twitter թ§Չ-Չ nach der Pressekonferenz nur einen verzweifelten Satz als Kommentar: Gott helfe der TթԹԶrkei.
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