Kulturschaffende um Fatih Akin wenden sich in einem offenen Brief an die Kanzlerin: Die Regierung soll gegenթԹԶber der TթԹԶrkei endlich den Genozid an den Armeniern benennen.
Der Regisseur Fatih Akin und weitere KթԹԶnstler drթԹ)ngen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Bundestag, den VթԹԳlkermord an den Armeniern endlich als solchen zu benennen. In einem offenen Brief fordern die KթԹԶnstler, “am 2. Juni klar Stellung zu beziehen und das Verbrechen an dem armenischen Volk als das zu bezeichnen, was es ist: ein VթԹԳlkermord”. Es gehe um mehr als eine historische Einordnung, um mehr als eine Entschuldigung gegenթԹԶber den Nachkommen der Opfer. “Stellen Sie sich vor, Sie lebten in Deutschland und der Holocaust wթԹԶrde geleugnet թ§Չ-Չ wթԹ)re das nicht eine Fortsetzung der eigentlichen Tat?”
Initiiert haben den offenen Brief der Intendant der Dresdner Sinfoniker, Markus Rindt, und der deutsch-tթԹԶrkisch-armenische Komponist und Gitarrist Marc Sinan. Erstunterzeichner sind neben Fatih Akin der Autor DoթժԴan AkhanlթԹ՞, die Regisseure Aysun Bademsoy-Petzold und Nuran David Calis, die Intendantin von Kampnagel Hamburg, Amelie Deuflhard, und der Generaldirektor der SթԹ)chsischen Landesbibliothek, Thomas BթԹԶrger.
Der VթԹԳlkermord an den Armeniern jթԹ)hrt sich 2016 zum 101. Mal. Noch immer drթԹԶcken sich internationale Akteure davor թ§Չ-Չ auch Kanzlerin Merkel թ§Չ-Չ dies gegenթԹԶber der TթԹԶrkei eindeutig zu benennen. 1915 und in den folgenden Jahren wurden im Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen Armenier, AramթԹ)er, Assyrer und Pontosgriechen vertrieben und getթԹԳtet. Die tթԹԶrkische Regierung weist die Einstufung als VթԹԳlkermord entschieden zurթԹԶck.
“Im Sinne einer deutsch-tթԹԶrkischen Partnerschaft”
UrsprթԹԶnglich wollte der Bundestag bereits im vergangenen Jahr eine Resolution zu den Verbrechen verabschieden. Mit RթԹԶcksicht auf die TթԹԶrkei geschah dies aber zunթԹ)chst nicht. Nun soll nach Angaben von SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann vom April am 2. Juni թԹԶber einen neuen, fraktionsթԹԶbergreifenden Entwurf abgestimmt werden. BundestagsprթԹ)sident Norbert Lammert (CDU) hatte die Verbrechen an den Armeniern bereits vor einem Jahr im Parlament als Genozid verurteilt.
In dem offenen Brief an Merkel und die Abgeordneten schreiben die KթԹԶnstler: “Im Sinne einer deutsch-tթԹԶrkischen Partnerschaft, die nicht zerbrechen darf, fordern wir Sie deshalb heute auf, zu den europթԹ)ischen Grundwerten zu stehen und zu einer Klarheit der Worte zurթԹԶck zu finden.” Die Leugnung des VթԹԳlkermords an den Armeniern schaffe die Grundlage fթԹԶr Gewalt in der Gegenwart: “1915 wurden die Armenier als Terroristen bezeichnet, ihr Besitz wurde enteignet. Allein 2015 wurden nun in der TթԹԶrkei offiziell թԹԶber 5.000 Kurden getթԹԳtet, weil sie angeblich Terroristen waren”. Solches sei mթԹԳglich, “weil die TթԹԶrkei sich systematisch weigert, sich ihrer Geschichte zu stellen und weder historisches noch gegenwթԹ)rtiges Handeln im internationalen Umfeld wirkliche Konsequenzen hat”.
Der Bundestag und seine VorgթԹ)ngerinstitutionen schwiegen seit 100 Jahren zum VթԹԳlkermord an den Armeniern, schreiben die KթԹԶnstler. “Doch eine Partnerschaft zerbricht nicht an dem, was ausgesprochen wird, sondern an dem, was unausgesprochen bleibt.”
Die TթԹԶrkei hatte im April auf EU-Ebene gegen das Konzertprojekt Aghet der Dresdner Sinfoniker zum Genozid an den Armeniern interveniert. Nach Worten von Intendant Markus Rindt verlangte der tթԹԶrkische EU-Botschafter, dass die EuropթԹ)ische Union die finanzielle FթԹԳrderung fթԹԶr die internationale Produktion einstellt. Die zustթԹ)ndige Exekutivagentur bei der EU-Kommission lehnte dies zwar ab, hat Rindt zufolge der TթԹԶrkei aber insofern nachgegeben, als sie Informationen zu Aghet auf der Internetseite entfernt hat. Rindt sprach von einem “Angriff auf die Meinungsfreiheit”. Das Projekt, das im November 2015 in Berlin Premiere hatte und auch in Istanbul gastieren soll, sah Rindt aber nicht in Gefahr.
zeit.de
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