Die Armenien-Resolution ist vom Bundestag fast einstimmig verabschiedet worden. Die Kanzlerin blieb der Abstimmung vorsorglich fern. Wie reagiert die TթԹԶrkei?
Massaker, Deportationen, TodesmթԹ)rsche թ§Չ-Չ der Bundestag hat die Verbrechen des Osmanischen Reiches an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten mit bis zu 1,5 Millionen Toten ausdrթԹԶcklich als VթԹԳlkermord bezeichnet. Die sogenannte Armenien-Resolution wurde im Parlament bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung fast einstimmig beschlossen.
In der Resolution verurteilen die Abgeordneten die GrթԹ)uel, benennen zugleich aber auch die deutsche Mitverantwortung. Das Schicksal der von der jungtթԹԶrkischen Regierung im 1. Weltkrieg Verfolgten stehe “beispielhaft fթԹԶr die Geschichte der Massenvernichtungen, der ethnischen SթԹ)uberungen, der Vertreibungen, ja der VթԹԳlkermorde, von denen das 20. Jahrhundert auf so schreckliche Weise gezeichnet ist”, heiթժԴt es in dem Beschluss. Das Deutsche Reich habe als militթԹ)rischer HauptverbթԹԶndeter des Osmanischen Reiches trotz eindeutiger Hinweise nicht versucht, die Verbrechen zu stoppen. Insgesamt wird der Begriff VթԹԳlkermord in der Resolution vier Mal verwendet.
In der Debatte vor der Abstimmung wurde deutlich, dass der Beschluss թԹԶber alle Fraktionen hinweg unterstթԹԶtzt wird. Alle Redner fթԹԶhrten gleichermaթժԴen aus, dass die Resolution nicht als Anklage gegen die TթԹԶrkei, sondern als Aufforderung zur Aufarbeitung und VersթԹԳhnung zu verstehen sei.
“Merkels Schweigen demթԹԶtigt uns”
“Der Zeitpunkt, um թԹԶber VթԹԳlkermord zu sprechen, ist nie gթԹԶnstig”, sagte der Parteichef der GrթԹԶnen, Cem թՉzdemir, wegen der mթԹԳglichen Folgen fթԹԶr die Beziehungen mit der TթԹԶrkei. Allerdings dթԹԶrfe man nicht zu Komplizen derjenigen werden, die den Genozid an den Armeniern leugneten. AuթժԴerdem gehe es nicht nur um das Osmanische Reich, sondern auch um deutsche Geschichte. “Wir haben eine historische Verpflichtung, Armenier und TթԹԶrken zur VersթԹԳhnung zu ermutigen”, sagte թՉzdemir, der sich maթժԴgeblich fթԹԶr den Antrag eingesetzt und dafթԹԶr Anfeindungen und Morddrohungen erhalten hatte.
Die Bedrohungen spielte թՉzdemir herunter. “Wenn ich den Bundestag verlasse, werde ich nicht verhaftet werden. Ich werde nicht zusammengeschlagen, ich werde nicht umgebracht.” Dies gelte aber nicht fթԹԶr diejenigen, die sich in der TթԹԶrkei fթԹԶr eine Aufarbeitung einsetzen.
Der ehemalige Linken-Fraktionschef Gregor Gysi betonte ebenfalls, dass der Beschluss nicht auf eine Verurteilung der TթԹԶrkei abziele. “Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, sich den eigenen Verbrechen zu stellen”, sagte Gysi. Allerdings sei VersթԹԳhnung erst dann mթԹԳglich, wenn man die historische Verantwortung թԹԶbernehme. Dazu gehթԹԳre auch, dass Deutschland sich endlich mit den Massakern an den Herero und Nama in der frթԹԶheren Kolonie Deutsch-SթԹԶdwestafrika auseinandersetze. Seine Rede nutzte Gysi auch, um den FlթԹԶchtlingsdeal und Kanzlerin Angela Merkel zu kritisieren. “Es demթԹԶtigt uns alle, dass die Kanzlerin zu den Menschenrechtsverletzungen in der TթԹԶrkei mehr schweigt als spricht.”
Auch die Redner der groթժԴen Koalition folgten dem Argument, dass die Resolution den Weg zur VersթԹԳhnung bereite. “Uns verbindet viel mit der TթԹԶrkei viel, sie ist ein wichtiger Partner”, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Franz-Josef Jung. “Gegenstand ist der VթԹԳlkermord an den Armeniern, nicht die Beurteilung von ErdoթժԴan”, sagte sein SPD Amtskollege Rolf MթԹԶtzenich. AuffթԹ)llig war in der Debatte, dass sich weder Vertreter der Fraktionsspitze noch aus der Regierung von Union und SPD ans Podium wagten, um zu sprechen.
Die Kanzlerin hatte einen Termin
Hintergrund dieser ZurթԹԶckhaltung ist, dass die Resolution fթԹԶr die Bundesregierung ein Dilemma ist. Nachdem die Abstimmung թԹԶber den von den GrթԹԶnen eingebrachten Text auf dem HթԹԳhepunkt der FlթԹԶchtlingskrise aus RթԹԶcksicht auf die TթԹԶrkei verschoben worden war, fթԹԶhrte fթԹԶr die groթժԴe Koalition jetzt kein Weg mehr daran vorbei. Die Beziehungen zur TթԹԶrkei sind mittlerweile allerdings nicht wie erhofft besser, sondern angespannter geworden. Aus der Sicht der Bundesregierung kommt die Abstimmung daher zur Unzeit.
Zum grթԹԳթժԴtmթԹԳglichen Eklat, der AufkթԹԶndigung des FlթԹԶchtlingsdeals, wird es ErdoթժԴan es aber wohl nicht kommen lassen. Premier YթԹ՞ldթԹ՞rթԹ՞m kթԹԶndigte vorsorglich an, dass die Resolution auf das Abkommen keinen Einfluss haben werde.
Erwartet wird nun vor allem lautstarke Rhetorik der tթԹԶrkischen Regierung. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) darf also darauf hoffen, dass ErdoթժԴan das VerhթԹ)ltnisse zur EuropթԹ)ischen Union nicht endgթԹԶltig wegen einer թԹԶberfթԹ)lligen Einordnung im Bundestag zerrթԹԶtten wird.
Die ambivalente Haltung der Bundesregierung zeigte sich auch in dem Verhalten fթԹԶhrender Regierungsmitglieder. Merkel und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) lieթժԴen zwar wissen, dass sie die Resolution unterstթԹԶtzen, blieben der Abstimmung aber unter Verweis auf Termine fern. Auch AuթժԴenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), ein entschiedener Kritiker der VթԹԳlkermord-Formulierung, lieթժԴ sich unter Verweis auf eine lange geplante SթԹԶdamerika-Reise entschuldigen.
Wie reagiert die TթԹԶrkei?
Die Abstimmung war im Vorfeld von einigen LobbybemթԹԶhungen begleitet worden. Armeniens PrթԹ)sident Sersch Sargsjan hatte an die Abgeordneten appelliert, sich nicht dem tթԹԶrkischen Druck zu beugen. “Es ist nicht fair, wenn man den VթԹԳlkermord an den Armeniern nicht VթԹԳlkermord nennen darf, nur weil der Staatschef eines anderen Landes dann wթԹԶtend wird”, hatte Sargsjan, der die Abstimmung von den BesucherplթԹ)tzen verfolgte, der Bild gesagt. Der Zentralrat der Armenier hatte die Resolution als “richtig und wichtig” bezeichnet.
Auf der anderen Seite war die Einflussnahme noch weitreichender gewesen. Der tթԹԶrkische StaatsprթԹ)sident Recep Tayyip ErdoթժԴan intervenierte telefonisch bei der Kanzlerin, der neue MinisterprթԹ)sident Binali YթԹ՞ldթԹ՞rթԹ՞m warnte vor negativen Auswirkungen fթԹԶr die deutsch-tթԹԶrkischen. թժber Demonstrationen und Briefkampagnen versuchten tթԹԶrkische VerbթԹ)nde bis zum Schluss, Einfluss auf die Abgeordneten zu nehmen. Vergebens.
zeit.de
In der Debatte vor der Abstimmung wurde deutlich, dass der Beschluss թԹԶber alle Fraktionen hinweg unterstթԹԶtzt wird. Alle Redner fթԹԶhrten gleichermaթժԴen aus, dass die Resolution nicht als Anklage gegen die TթԹԶrkei, sondern als Aufforderung zur Aufarbeitung und VersթԹԳhnung zu verstehen sei.
“Merkels Schweigen demթԹԶtigt uns”
“Der Zeitpunkt, um թԹԶber VթԹԳlkermord zu sprechen, ist nie gթԹԶnstig”, sagte der Parteichef der GrթԹԶnen, Cem թՉzdemir, wegen der mթԹԳglichen Folgen fթԹԶr die Beziehungen mit der TթԹԶrkei. Allerdings dթԹԶrfe man nicht zu Komplizen derjenigen werden, die den Genozid an den Armeniern leugneten. AuթժԴerdem gehe es nicht nur um das Osmanische Reich, sondern auch um deutsche Geschichte. “Wir haben eine historische Verpflichtung, Armenier und TթԹԶrken zur VersթԹԳhnung zu ermutigen”, sagte թՉzdemir, der sich maթժԴgeblich fթԹԶr den Antrag eingesetzt und dafթԹԶr Anfeindungen und Morddrohungen erhalten hatte.
Die Bedrohungen spielte թՉzdemir herunter. “Wenn ich den Bundestag verlasse, werde ich nicht verhaftet werden. Ich werde nicht zusammengeschlagen, ich werde nicht umgebracht.” Dies gelte aber nicht fթԹԶr diejenigen, die sich in der TթԹԶrkei fթԹԶr eine Aufarbeitung einsetzen.
VթԹԳlkermord an den Armeniern
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